Unbedarftheit – offen sein – vorurteilsfrei
Vor einigen Tagen fragte mich eine mir ans Herz gewachsene langjährige Freundin: Hey Carmen, darf ich dir eine persönliche Frage stellen?
Ich freue mich immer über persönliche Fragen. Das sagt mir, diese Person interessiert sich für mich. Und möchte mehr über mich erfahren. Das löst in mir ein positives Gefühl aus.
Also ihre Frage lautete: Stört es dich, wenn dich jemand fragt, woher du kommst? Empfindest du es als Angriff auf deine Person?
Zu meinem Äußeren: Meine Mutter ist eine blonde sehr hellhäutige Person. Mein Vater war eine sehr dunkelhäutige Person. Ich bin dunkelhäutig und habe die hellen Augen meiner Mama. Es ist mir anzusehen, dass ich eine Mischung bin.
Ich weiß nicht, wie oft ich nach meiner Herkunft gefragt wurde. Unzählige Male. Und nie habe ich es als Angriff auf meine Person oder Herkunft verstanden.
Meine Freundin erklärte mir: Es gibt wohl Menschen, die davon genervt sind, wenn man sie nach deren Herkunft fragt.
Meine spontanen Gedanken hierzu: Ich lasse mich nicht auf meine Herkunft oder Abstammung reduzieren. Ich bin Carmen. Das Produkt meiner Eltern und darüber hinaus noch so vieles mehr. Ich danke euch beiden. Aus dieser für mich harmlosen Frage mache ich gerne einen Elefanten. Ganz im positiven Sinne. Ich erzähle gerne über mich, woher ich komme und auch warum ich jetzt genau da bin wo ich bin.
Ich wünsche mir, dass wir alle uns auch weiterhin unbedarft Fragen stellen dürfen. Denn wie wollen wir etwas über den anderen erfahren? Denn ohne Fragen, lernen wir uns nicht kennen.
Ich erinnere mich so gerne an meine Heimat, an meine Familie. Es tut mir richtig gut, darüber zu erzählen.
An diesem Tag habe ich mir vorgenommen meine Unbedarftheit zu diesem Herkunftsthema zu erhalten. Diese lasse ich mir nicht nehmen.
Hast du dir schon mal Gedanken zu diesem Thema gemacht? Wurdest du schon nach deiner Herkunft gefragt? Aufgrund deines Äußeren, Dialektes? Fragst du andere unbedarft nach deren Herkunft?
Liebe Carmen,
was bin ich froh, dass deine Freundin dir diese Frage gestellt hat und ich dadurch deine Antwort hier lesen kann. Ich finde es toll, diese Unbedarftheit zu thematisieren. Ich liebe es, wie unbedarft Kinder immer ihre Fragen stellen. Davon wünsche ich mir wieder mehr.
Herzliche Grüße und bis bald,
Carina
Liebe Carina,
vielleicht können wir beide die Unbedarftheit einfach mal noch bewusster in unserem Alltags-Leben vorleben und wieder andere damit ermutigen, unbedarfter miteinander umzugehen.
Sehr interessanter Beitrag! Mich hat diese Frage schon immer sehr gestört – bei mir ist es ja der Nachmame, der eben nicht wie ein klassisch deutscher Name klingt. In der Kindheit wurde mir schon gezeigt, ich bin anders, meine Herkunft ist anders. Und so hat es sich durch mein Leben gezogen – es hat mich unheimlich gestört, wenn mich jemand gefragt hat „woher ich denn ursprünglich komme“. Als ich dann im Ausland gelebt habe, wurde ich mehrmals am Tag gefragt – so ein typisches small talk Thema. Und es war, als würde man mir einen Spiegel mit meinem Kindheitstrauma täglich mehrere Male ganz ohne Filter vor das Gesicht halten. Ich war gezwungen mich aktiv damit zu beschäftigen. Und mittlerweile kann ich stolz auf meine Wurzeln blicken.
Liebe Elisa,
das freut mich, dass du nun stolz auf deine Wurzeln bist.
Wie gesagt, ich glaube daran, dass wir darüber hinaus viel mehr sind als unsere Wurzeln. Wir sind das, was wir daraus machen, aus uns machen.
Danke für deinen offenen Kommentar.
Liebe Carmen,
ich schließe mich Carina aus vollem Herzen an. Unbedarft, voller Offenheit und Interesse Fragen zu stellen ist eine große Kunst. Diese sollte viel mehr vorgelebt und gepflegt werden. Als ich vor mehr als 50 Jahren nach Würzburg gezogen bin hätte ich mir, aufgrund meiner sprachlichen Klangfarbe gewünscht, eher nach meiner Herkunft gefragt zu werden. Leider hieß es meist: „Sie sind aber nicht von hier!“
Ganz liebe Grüße
Margaretha
Liebe Margaretha,
diese Frage kommt mir auch bekannt vor 😉 Als ich auf die schwäbische Alb gezogen bin, war das einer der häufigsten Fragen. Ich hatte mir ein Spaß draus gemacht. Ich antwortete immer: „Ich komme aus der Pfalz, aus Kaiserslautern :-).“Und dann überlegten die Personen kurz. Entweder fragten sie dann doch nach meiner Herkunft, insofern sie sich trauten oder beließen es dabei.
Liebe Grüße Carmen.